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Über die Illusion eine eigenständige Person zu sein

 

Hallo , Ihre Webseite ist sehr hilfreich !!!!!

 

 Ich bin schon länger auf der Suche und noch immer manchmal durcheinander. Ich weiß, dass ich das Bewusstsein bin, weil ich ja alles wahrnehmen kann. Aber warum fühle ich mich als eigenständige Person? Ist das nur das Gehirn, dass mir etwas vorspielt? Warum ist mein Bezugspunkt denn immer mein Körper? Ich hoffe , es ist ok Ihnen diese Fragen zu stellen.

 

Ganz lieben Gruß

 


Pf: Für Ihre Nachricht haben Sie vielen Dank! Ich freue mich, dass Ihnen die Webseite hilft.

 

Zunächst ist es ganz normal, dass man sich noch als eigenständige Person fühlt, obwohl man die eigene Identität als Bewusstsein erfasst hat. Das kenne ich aus eigener Erfahrung. Es liegt in der Natur des Bewusstseins, dass es sich immer wieder mit den Inhalten seiner Wahrnehmung vermischt und sich selbst dahinter nicht mehr klar erkennt. Diese Fehlauffassung hält sich sehr hartnäckig. Wir sagen ja auch (ständig) „Ich bin dies, ich bin das“, wobei wir uns, Bewusstsein, mit Objekten der Wahrnehmung (dem Körper, den Gedanken, Empfindungen etc.) gleichsetzen (was wir nicht sind). Das Problem ist also schon im Wahrnehmungsvorgang begründet, das analytische Denken mit seiner Neigung zur Trennung und Abstraktion verstärkt den fehlerhaften Eindruck noch.

 

Mir gefällt die Metapher vom Schauspieler, der sich so in seiner Rolle verliert, dass er das Selbstverständlichste vergisst, nämlich, dass er eigentlich ein Schauspieler ist. Die meisten Menschen befinden sich zeitlebens in dieser Situation (im übertragenen Sinne). Bei Ihnen ist das schon anders. Sie wissen um den Irrtum, was ein extrem wichtiger Schritt bedeutet. Das dies zunächst verwirren und verunsichern kann, ist verständlich.

 

Was jetzt fehlt ist eine Stabilisierung der ursprünglichen Sicht als wahrnehmendes Bewusstsein. Damit meine ich, dass es für Sie eine gelebte Wahrheit wird, dass Sie kein Objekt der Wahrnehmung sind, sondern Dasjenige (objektlose, offene, gegenwärtige Sein), das wahrnimmt. Hierzu können die klassischen Experimente der Selbsterforschung dienen, in denen nacheinander sinnlich gemacht wird, was Sie nicht sind bzw. nicht sein können (alles objekthaft Wahrnehmbare). Der Verstand versteht das zwar schnell, aber es dauert meist eine Weile, bis die neue Perspektive zur erlebten Gewissheit wird. Mir hilft immer wieder die Feststellung, dass es inmitten der sich ändernden Objekte der Erfahrung stets etwas gibt, dass sich nicht ändert. Ich atme zum Beispiel ein und aus und merke dabei glasklar, dass ich mich als das gegenwärtige Erfahren des Atems nicht mit dem Atem verändere. Dieser ruhende Pol ist das Bewusstsein, Gewahrsein, Selbst oder wie man es nennen mag. Aber es gibt viele andere Ansätze.

 

Falls Sie Englisch können, empfehle ich Ihnen die Videos (und Bücher) von Rupert Spira (YouTube). Es gibt mittlerweile unzählige davon und es werden wöchentlich mehr. Er spricht ein hervorragendes Oxford-Englisch, das sich wirklich gut verstehen lässt. Ich bin da selbst nicht besonders bewandert und habe bei ihm immer das Gefühl ich könnte Englisch… Ich kenne niemand, der das o.g. Thema so auf den Punkt bringt und zu vermitteln versteht.

 

Warum ist der Bezugspunkt der Körper? Das ist eine berechtigte Frage. Fürs Verständnis hilft da, glaube ich, am besten die Traummetapher. Im Traum erschafft das träumende Bewusstsein eine Traumwelt und eine Traumfigur, die diese Welt aus ihrer scheinbar persönlichen Perspektive heraus sieht bzw. wahrnimmt. Im Traum haben wir (als Traumfigur) den Eindruck, in einer realen Welt zu leben und selbst zu denken und zu fühlen. Tatsächlich ist es natürlich immer das träumende Bewusstsein, das über diesen Trick sozusagen in sein eigenes Inneres blicken kann. Ohne eine solche begrenzte Perspektive könnte ja nichts wahrgenommen werden. Stellen Sie sich vor, Sie würden Ihre Umgebung jetzt aus allen möglichen Punkten gleichzeitig sehen. Oder denken Sie sich viele verschiedene Fotos, die übereinander projiziert werden. Was würden Sie erkennen? Nichts! Auch in heutigen Computerspielen werden Avatare eingesetzt, um ein Spiel erlebbar zu machen. Das macht man natürlich auch, um die „Realität“ zu kopieren. Aber, wenn man darüber nachdenkt, dann merkt man, dass es auch gar nicht anders geht. Vielleicht helfen Ihnen diese Überlegungen weiter.

 

Ich wünsche Ihnen alles Gute auf Ihrem Weg! Er lohnt sich. Es gibt kein besseres Ziel, als dasjenige, das immer schon da ist. Es kann nicht verloren gehen und ist absolut zuverlässig. Wunderbar!

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